Wenn der sprichwörtliche Rapid-Geist, der den Grün-Weißen im Frühjahr 2005 den letzten Pass zum Meistertitel gegeben hat, aus Fleisch und Blut wäre, er wäre nicht mehr als 1,73 m groß und 69 kg schwer. Und er hätte einen Namen: Steffen Hofmann. Zumindest sehen das viele Fans so, auch wenn der damalige Kapitän nichts davon wissen will: „Fußball wird von einer Mannschaft gespielt.“ Seit Wochen geistert das Gerücht um Hofmanns Rückkehr von 1860 München, wo er ein mäßig erfolgreiches halbes Jahr lang kickte, nach Wien-Hütteldorf im Blätterwald umher am Freitag verkündete Rapid-Boss Rudolf Edlinger die frohe Botschaft für alle Fans auch offiziell: „Wir freuen uns, bekanntgeben zu können, dass Steffen Hofmann wieder Rapidler wird.“
Im Gespräch mit der „Wiener Zeitung“ nimmt der Heimkehrer, der einen Vierjahresvertrag unterschrieb, den Ball an: „Ich glaube, die Rückkehr zu Rapid ist in der momentanen Situation das Beste für meine sportliche Karriere. Rapid ist immer noch etwas ganz Besonderes“. Einfach, sagt der 25-Jährige, sei die Entscheidung dennoch nicht gewesen: „Ich habe lange überlegt, wo ich die besten Möglichkeiten für meine Entwicklung sehe.“
Ähnlich hatte er vor rund einem halben Jahr seinen Wechsel in die zweite deutsche Liga argumentiert, ehe der Verein von Trainer Walter Schachner sportlich wie finanziell ins Abseits geriet.
Im Nachhinein ein Fehler? „Nein, es war eine ereignisreiche und lehrreiche Zeit. Und es war ja nicht so, dass ich dort versagt habe“, stellt Hofmann, der zuletzt sogar im Gespräch um die Kapitänsrolle bei den Löwen war, klar. „Natürlich ist mir aber bewusst, dass es auch kritische Stimmen geben wird, die meinen, ich hätte mich in Deutschland nicht durchsetzen können.“
Seis drum. In Hütteldorf wird der Filigrantechniker, der seine Qualitäten in der zweiten deutschen Liga („Dort wird ein anderer, körperbetonterer Fußball gespielt, und der Druck ist um ein Vielfaches höher“) nicht hundertprozentig ausspielen konnte, jedenfalls mit offenen Armen empfangen. Zumal er aufgrund einer Vertragsklausel bei den 60-ern, die ihm im Falle des Nicht-Aufstiegs einen Austritt ermöglicht, ein echtes Schnäppchen für die Grün-Weißen war.
Doch seine Rückkehr soll für Rapid noch Gold wert sein. Sportmanager Peter Schöttel: „Er ist nicht nur ein Publikumsliebling, sondern auch ein Führungsspieler. Wir hoffen, dass wir mit ihm schon bald wieder an die Erfolge seiner ersten Zeit bei Rapid anschließen können.“ Die da waren: Meistertitel und Champions-League-Teilnahme.
„Reizvolle Aufgabe“
Auch Hofmann selbst weiß, dass die Erwartungen groß sind. „Aber das macht die Aufgabe umso reizvoller. Ich will meinen Teil dazu beitragen, dass wir wieder so schönen und erfolgreichen Fußball spielen wie früher.“ Ein hartes Stück Arbeit steht bevor. Denn im letzten Frühjahr hat die Mannschaft zum Teil wie von allen guten (Rapid-)Geistern verlassen agiert.
„Ich habe die Entwicklung nur aus der Ferne verfolgt, hin und wieder mit Ex-Kollegen telefoniert. Mir fehlt der nötige Einblick, um die Situation beurteilen zu können. Trotzdem glaube ich, dass die Mannschaft gut und Georg Zellhofer ein sehr guter Trainer ist. Ich glaube, dass wir gemeinsam viel erreichen können.“ Und die Fans hoffen, dass jetzt endlich wieder der Rapid-Geist durchs Hanappi-Stadion weht.