Eine krumme Sache, aber legal

Ammanns Material sorgt für Wirbel, Psycho-Krieg vor Springen

Am Samstag geht im Whistler Olympic Park das Springen von der Großschanze in Szene. Gregor Schlierenzauer und Co. haben gute Chancen auf Edelmetall. Doch das Sportliche steht momentan im Hintergrund. Vielmehr erhitzt im Springerlager die Bindung am Ski Simon Ammanns die Gemüter. Der bereits bei Olympischen Spielen dreimal vergoldete Eidgenosse hat eine Veränderung am Material (gebogener Koppelstab) vorgenommen, die im ÖSV-Lager als nicht regelkonform angesehen wird. Außerdem sei sie nicht gemeldet worden. Daher drohte Cheftrainer Alexander Pointner, sollte Ammann auch im Wettkampf mit dieser Bindung an den Start gehen, nach dem ersten Durchgang Protest einzulegen. Nach der Qualifikation nahm allerdings die FIS der Angelegenheit den Wind aus den Segeln, erklärte Ammanns Bindung als regelkonform. ÖSV-Direktor Toni Innauer sieht die Sache freilich anders. Die Modifizierung brächte einen derartigen Vorteil, dass sie bei der FIS hätte angemeldet werden müssen.

„Verlierer suchen immer Gründe“
Im Lager der Schweizer hatte man für die Aufregung sowieso freilich wenig Verständnis. Schließlich handle es sich lediglich um eine Justierung der Bindung und das sei legitim. In den Schweizer Medien kommt Rotweißrot momentan jedenfalls nicht gut weg. Schlechte Verlierer seien die Österreicher. Der eidgenössische Sportminister Ueli Maurer fand in der Schweizer „Tagesschau“ das Verhalten des ÖSV recht peinlich: „Verlierer versuchen immer Gründe zu finden, wieso sie nicht gewonnen haben“, so Maurer.

Ganz unschlüssig ist seine Argumentation auch nicht. Denn immerhin war Ammann mit seiner modifizierten Bindung bereits von der Kleinschanze zum Erfolg gesprungen. Die Aufregung bei Pointner und Co. kam also zu einem recht ungünstigen Zeitpunkt.

Keine Rückendeckung von anderen Nationen
Insgesamt hielt sich die Rückendeckung für die Österreicher im Springerlager in Grenzen. Schließlich, so die mehrheitliche Meinung, sei es klar, dass jeder vor einer Großveranstaltung versuche, im Rahmen der Richtlinien aus dem Material das Letzte herauszuholen.

Dass Ammann dies gelungen ist, bewies er in der Qualifikation. Er war einmal mehr bei zweimal verkürztem Anlauf der Weiteste vor Schlierenzauer. Ammann ist für Samstag der große Favorit. Ob wegen der Bindung oder nicht: Der Schweizer ist in Vancouver bisher eine Klasse für sich.

Qualifikation Großschanze, Freitag
zweimal verkürzter Anlauf (fix qualifiziert):
Simon Ammann (SUI) 140,0
Gregor Schlierenzauer (AUT) 134,5
Adam Malysz (POL) 133,5
Thomas Morgenstern (AUT) 129,5
Janne Ahonen (FIN) 126,5
Wolfgang Loitzl (AUT) 125,5
Andreas Kofler (AUT) 125,5

verkürzter Anlauf
Anders Jacobsen (NOR) 142,5
Michael Uhrmann (GER) 134,5
Robert Kranjec (SLO) 134,5

k++Qualifikation:k–
1. Noriaki Kasai (JPN) 142,5 / 143,5
2. Daiki Ito (JPN) 139,5 / 142,6
3. Matti Hautamäki (FIN) 137,5 / 138,0
4. Antonin Hajek (CZE) 137,5 / 138,0
5. Andreas Wank (GER) 137,5 / 138,0
6. Johan Remen Evensen (NOR) 137,0 / 137,1
7. Anders Bardal (NOR) 136,5 / 136,7
8. Tom Hilde (NOR) 136,5 / 135,7
9. Harri Olli (FIN) 137,0 / 135,6
10. Emmanuel Chedal (FRA) 137,0 / 135,1
11. Jakub Janda (CZE) 134,5 / 131,6
12. Michael Neumayer (GER) 136,0 / 129,3
13. Janne Haponnen (FIN) 133,0 / 128,4
14. Stefan Hula (POL) 132,0 / 127,6
15. Denis Kornilow (RUS) 132,0 / 127,6
16. Krysztof Mietus (POL) 132,5 / 127,0
17. Kamil Stoch (POL) 131,0 / 125,3
18. Sebastian Colloredo (ITA) 131,5 / 125,2
19. Shohhei Tochimoto (JPN) 130,5 / 123,4
20. Andreas Küttel (SUI) 130,0 / 122,5
21. Peter Prevc (SLO) 129,5 / 122,1
22. Taku Takeuchi (JPN) 129,5 / 121,6
23. Jernej Damjan (SLO) 129,5 / 121,1
24. Pawel Karelin (RUS) 128,5 / 119,3
25. Martin Schmitt (GER) 128,0 / 118,9
26. Vincent Descombes Sevoie (FRA) 128,0 / 117,9
27. Roman Koudelka (CZE) 127,5 / 117,0
28. Nicholas Alexander (USA) 127,5 / 116,5
29. Martin Cikl (CZE) 126,0 / 114,3
30. Peter Frenette (USA) 126,0 / 113,8
31. Andrea Morassi (ITA) 124,0 / 109,7
32. Alexej Korolew (KAZ) 123,5 / 109,3
33. Hyun-Ki Kim (KOR) 123,0 / 108,9
34. Heung-Chul Choi (KOR) 122,5 / 107,0
35. David Lazzaroni (FRA) 122,5 / 105,0
36. Stefan Read (CAN) 120,5 / 102,9
37. Dimitri Ipatow (RUS) 120,0 / 102,0
38. Ilja Rosliakow (RUS) 119,5 / 101,1
39. Mitja Meznar (SLO) 120,0 / 101,0
40. Tomas Zmoray (SVK) 119,5 / 100,6

Vancouver 2010: Zeitplan (Ortszeit + neun Stunden = MEZ) und Ergebnisse, hier klicken!

Vancouver 2010: Der Medaillenspiegel, hier klicken!

Kategorien
Alles Sport - Presseinfo

ÄHNLICHE ARTIKEL