Salzburger Wahnsinn

Einwurf von Wolfgang Wiederstein

Es gibt Fußballspiele, die möchte man als Spieler nie bestritten haben. Österreichs Fußballmeister hat es also wieder nicht geschafft, sich für die Champions League zu qualifizieren. Salzburg scheiterte im Playoff an Roter Stern Belgrad, sah schon wie der sichere Sieger aus, führte 2:0, kassierte dann aber noch das 2:2.  Ein Rückschlag für den heimischen Fußball und für Salzburg.

Möglich, dass nun der eine oder andere Spieler noch auf dem Transfermarkt auftaucht. „Wann, wenn nicht jetzt?“ dachten sich viele… Allein, jetzt wird Salzburg wieder mit Spott und Häme überschüttet. Salzburg sei nun endlich ein Traditionsverein, kann man in den sozialen Medien lesen, denn zum 11. Mal ist man in der Champions League gescheitert. Wenn ein 0:0 auswärts und eine 2:0-Führung nicht reichen, dann wird’s wirklich bedenklich.

Foto: Red Bull Salzburg-Coach Marco Rose © Red Bull Picture Data Base / GEPA pictures Felix Roittner

Sky-Stimmen:

Marco Rose (Trainer FC Salzburg):
…nach dem Spiel: „Warum soll ich wütend sein, es ist ein herber Schlag, tut richtig weh, es fühlt sich ganz beschissen an, weil es unser großes Ziel war. Die Mannschaft hat viel dafür getan, viel investiert, am Ende haben wir in zwei Minuten die Führung aus der Hand gegeben. Man muss schon auch sagen, dass wir uns die Tore selber zuschreiben müssen. Es standen heute vier Spieler in der Anfangsformation, die die Youth League gewonnen haben. Wir haben eine junge Mannschaft, da macht auch mal Fehler. Nach dem 2:2 haben wir noch Torchancen und Möglichkeiten gehabt. In der Kabine sitzen Leute, die weinen und nicht auf dem Platz standen. Ich bin sehr stolz, Teil dieser Gruppe zu sein und ich bin verantwortlich für diese Gruppe. der Verantwortliche für diese Gruppe zu sein. Ich habe die Verantwortung alle jetzt wieder auf den Weg zu bringen und weiterzumachen – das gehört auch zum Fußball. Ich glaube, dass der Verein noch irgendwas ganz Großes vorhat (…) … das ist schon sehr spannend und ich glaube, wir hätten es heute wirklich verdient gehabt. Hannes (Wolf) hat heute ein sehr, sehr gutes Spiel gemacht – den Elfmeter rausgeholt, Bälle festgemacht, viel gegen den Ball gearbeitet. Im Fußball kann man Dinge nicht so einfach erklären. Ein extrem bitterer Abend für uns, ich habe die Verantwortung für diesen coolen Haufen hier, wir werden weitermachen. Ich empfinde das auch so für mich, ich sehe die Leute, wenn ich in die Kabine komme und da wird mir warm ums Herz, dass ich mit denen zusammenarbeiten darf.“

…über mögliche Abgänge nach Verpassen der Champions League: „Ich glaube, dass es überhaupt nicht der richtige Zeitpunkt ist, darüber nachzudenken und darüber zu reden.“

…über den Salzburger Champions League Fluch: „Es ist mittlerweile Teil unserer Geschichte, ich bin noch nicht so lange dabei. Ich glaube nicht an Flüche, es ist speziell und tut weh.“

Christoph Freund (Sportdirektor FC Salzburg):
…nach dem Spiel: „Es war ein richtig gutes Spiel und in zwei Minuten bekommen wir zwei Tore. Normal bekommen wir keine Tore. Es ist eine große Leere da. Im Frühjahr haben wir ganz andere Partien gehabt gegen internationale Top-Mannschaften. Belgrad ist körperlich stark, schlägt hohe Bälle nach vorne. Nach dem 2:0 dürfen wir das nicht mehr aus der Hand geben. Richtig, richtig bitter. Aus dem Nichts, sie haben sich keine Chancen erspielt. Die Mannschaft hat sich unglaublich gut vorbereitet, aber solche Fehler werden auf dem Niveau bestraft. Alles, was wir im Sommer gemacht haben, war auf das ausgerichtet. Schwierig das in Worte zu fassen. Sie haben keine Chancen gehabt und machen zwei Tore. Die letzten zwei Jahre sind wir ausgeschieden ohne ein Spiel zu verlieren. Wir müssen jetzt schauen, dass wir wieder aufstehen, es ist natürlich nicht leicht.“

…über mögliche Abgänge nach Verpassen der Champions League: „Das befürchte ich nicht, wir haben eine Vereinbarung getroffen, dass wir zusammenbleiben. Natürlich wollten wir Champions League spielen. Nach einigen Tagen abschütteln, gehen wir motiviert in die Europa League.“

Andreas Ulmer (FC Salzburg):
…nach dem Spiel: „Schwierig, die Enttäuschung ist sehr groß. Wir haben über weite Strecken ein großes Spiel gemacht, sehr viele Torchancen und trotz zweier Gegentore hätten wir auf jeden Fall gewinnen können. Es war ein paar Minuten im Spiel, wo sie vielleicht eine gute Phase gehabt haben. Trotzdem haben wir probiert, am Schluss noch zwei Riesenmöglichkeiten gehabt, um das Spiel zu gewinnen. Mein Gefühl war es nicht, dass es (die Hektik, Anm.) Thema war. Es gehört dazu, trotzdem haben wir heute eine gute Leistung gebracht, die Enttäuschung sitzt tief drinnen. Wir haben bis zur letzten Sekunde alles probiert. Wir hätten es verdient gehabt. Wenn man gegen eine gute Mannschaft auf internationalem Niveau ein paar Minuten nachlässt, dann klingelt es im Tor. Morgen wird es sicher ein schwerer Tag, aber dann sollten wir uns schön langsam auf die nächste Aufgabe am Wochenende konzentrieren.“

Munas Dabbur (Doppeltorschütze FC Salzburg):
…nach dem Spiel: „Man kann nichts sagen, wir haben alles gegeben. Das ist Fußball. Wir haben Anfängerfehler gemacht. Ich habe keine Ahnung, was da heute passiert ist, das erste Gegentor war der Wendepunkt. Sie hatten keine Chancen, haben auch beim Stand von 0:0 nicht versucht Fußball zu spielen. Es macht keinen Sinn, dass wir zehnmal besser waren. Schade. Ich habe keine Ahnung, wie lange es dauert (bis wir das verarbeitet haben), wir haben aber eine lange Saison vor uns. Wir versuchen die Liga zu gewinnen, um nächstes Jahr fix in die Champions League einzuziehen. Das Spiel am Sonntag wird wichtig, ich hoffe wir sind bereit.“

Alfred Tatar (Sky Experte):
…mit seiner Analyse: „Ich bin fassungslos, was ich heute hier leider erleben musste. Jede Medaille hat zwei Seiten. Was in unserer Liga für Red Bull vielleicht nicht da ist. Ein Gegner, der im Prinzip gar nichts kann fußballerisch. Obwohl man die serbische Liga dominiert, ist das Offensivspiel eine Offenbarung und man konnte eigentlich gar kein Tor erzielen. Hat das aber deshalb getan, weil man die einzige Waffe, die man aus dem Effeff beherrscht, ausgegraben hat – das war Hektik, Hektik, Hektik, Hektik. Die junge Salzburger Mannschaft konnte genau in diesem Moment, als man das 2:0 gemacht hat, mit dieser Hektik, die Roter Stern ins Spiel gebracht hat, einfach nicht umgehen.“

(PM/RED)

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