„Wir konnten die Erwartungshaltung nicht erfüllen“

Die EM-Analyse des ÖFB
Leo Windtner 2015 © BSO Cristall Gala
Leo Windtner 2015 © BSO Cristall Gala

ÖFB-Präsident Leo Windtner, Sportdirektor Willi Ruttensteiner und Teamchef Marcel Koller berichteten heute Vormittag im Rahmen einer Pressekonferenz in Wien über die Erkenntnisse der internen Analyse über das Abschneiden des Nationalteams bei der UEFA EURO 2016. Das österreichische Nationalteam ist nach der Vorrunde ausgeschieden, das in der Qualifikation gezeigte Potenzial konnte in allen drei Spielen der Vorrunde nicht abgerufen werden. Als Gründe dafür wurden die mangelnde Turniererfahrung, zum Teil nicht 100%ig fitte Spieler sowie der offenbar zu hohe Druck durch  die euphorische Erwartungshaltung im Vorfeld genannt. Einstimmiges Lob gab es für die herausragenden Fans des Nationalteams. Im Rahmen der Pressekonferenz gab Leo Windtner  zudem die Vertragsverlängerung mit Sportdirektor Willi Ruttensteiner bekannt.

Für Leo Windtner waren die Analyse und die Diskussion sehr wichtig, um daraus die richtigen Schlüsse für die bevorstehende WM-Qualifikation ziehen zu können. „Wir konnten die hohe Erwartungshaltung leider nicht erfüllen, das ist sehr zu bedauern. Diese EM-Teilnahme hat uns aber viele Erkenntnisse für die Zukunft gebracht. Es hat sich gezeigt, dass die Teilnahme an einer Endrunde noch eine neue Dimension ist, die vor allem auch psychisch richtig verarbeitet werden muss“, so Windtner: „Wenngleich wir auch wirtschaftlich höher kalkuliert haben, wird die Euro für den ÖFB kein Verlustgeschäft sein – wir können einen Überschuss für Nachwuchsprojekte einsetzen und auch der Bundesliga einen Teil des Erlöses zur Verfügung stellen.“ Insbesondere unterstrich der ÖFB-Präsident in seinem Statement das vollste Vertrauen zu Teamchef Marcel Koller.

Willi Ruttensteiner: „Wir konnten nicht auf gewohntem Niveau agieren“

 

Sportdirektor Willi Ruttensteiner erläuterte Art und Umfang der Analyse. Analysiert wurden die acht Bereiche Taktische Flexibilität, Ballbesitz (Kreativität), Individualität, Umschaltverhalten, Standardsituationen, Pressing, Rolle der Spieler, Organisation. Ruttensteiner betonte die schwierige Ausgangssituation, dass 8 von 23 Kaderspielern (Arnautovic, Alaba, Janko, Almer, Dragovic, Prödl, Garics, Suttner) Probleme mit der Fitness hatten und vier Spieler (Hinteregger, Wimmer, Harnik, Klein) mangelnde Spielpraxis aufwiesen. Daher war schon beim Trainingscamp in Laax ein sehr hoher Individualisierungsgrad in der Betreuung der Spieler erforderlich. Schon bei den Vorbereitungsspielen gegen Malta in Klagenfurt und gegen die Niederlande in Wien war zu sehen, dass das Team nicht auf dem zuvor gewohnten Niveau agieren konnte.

„Die negative Diskrepanz zwischen Wollen und wahrgenommener Leistungsfähigkeit, gepaart mit der hohen Bedeutung einer EM-Endrunde führten zu Stress bei den Spielern und letztendlich auch zu mangelnder Effizienz, die sich wiederum auf die wahrgenommene Leistungsfähigkeit ausgewirkt hat“, erläuterte Ruttensteiner die psychische Belastung der Spieler. „Wir haben den Druck, der bei einem derartigen  Großereignis entsteht, unterschätzt. Es ist uns nicht gelungen, die Spieler mental auf das richtige Level zu bringen“, so der ÖFB-Sportdirektor weiter. In seinen Ausführungen  unterstrich er die perfekten Rahmenbedingungen in Mallemort sowie die hohe qualitative Arbeit des Teamchefs und der Betreuer ebenso wie die große Motivation aller bei in diesem Projekt involvierten ÖFB-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter.

Auch für Teamchef Marcel Koller war das Ausscheiden nach der Vorrunde eine große Enttäuschung, insbesondere wegen der vielen Fans. Nach Meinung des Teamchefs ist es nicht gelungen, das Team im Kollektiv weiterzuentwickeln, weil zu viel individuelle Arbeit erforderlich war. „Die teils mangelnde Fitness der Spieler und der psychische Druck haben dazu geführt, dass in der Offensive zu wenig qualitatives Spiel im Ballbesitz möglich war, die Chancen in entscheidenden Situationen vergeben wurden, die Qualität, Konzentration und Präzision bei den Pässen gefehlt hat und insgesamt wenig Selbstvertrauen im Spielaufbau zu sehen war“, so der Teamchef.

Marcel Koller bestätigte, dass für ihn die Rahmenbedingungen und die Organisation insgesamt perfekt waren. Für Österreich müssten bei so einem Turnier alle genannten Umstände wie psychische und physische Fitness optimal sein, um erfolgreich abschneiden zu können.

Abschließend betonte der Schweizer aber auch, dass trotz der analysierten Faktoren das Erreichen der Zwischenrunde möglich gewesen wäre, wenn sich mancher Spielverlauf glücklicher entwickelt hätte.

(PM)

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