Wenn Sport zur Sucht wird

Die Wirkung ist verblüffend: Da kann der Tag noch so stressig gewesen sein: nach einem Dauerlauf am Abend sieht man die Dinge klarer und entspannter. Soweit so gesund. Wie...

Die Wirkung ist verblüffend: Da kann der Tag noch so stressig gewesen sein: nach einem Dauerlauf am Abend sieht man die Dinge klarer und entspannter. Soweit so gesund. Wie bei allen Dingen kann man aber auch im Sport übers Ziel hinausschießen. Wenn das passiert, besteht die Gefahr, dass Sport zur gefährlichen Sucht wird.

Vor allem eine Komponente macht die Sportsucht besonders gefährlich: Sich sportlich zu betätigen, ist gesellschaftlich anerkannt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Suchtformen stellt Sport eine Verhaltensform dar, die, selbst dann noch mit Prestigegewinn einhergeht, wenn sie bereits in einem selbstschädigenden Ausmaß betrieben wird. Der Übergang zwischen körperlichem, psychischem und sozialem Nutzen zu schädlicher Auswirkung ist fließend.

„Sport ist sehr hilfreich, um Stress und Alltagsbelastungen abzubauen und den inneren Ausgleich wieder zu erlangen. Wird aber die Bewältigungsstrategie Sport derart dominant, dass sie zum Zentrum Allen Handelns wird und bestehende soziale Beziehungen in den Hintergrund drängt, kann sie zur Suchtfalle werden“, warnte Mag. Norbert Meister von der Bundes-Sportakademie Wien (BSPA) beim Sportforum Schladming. Sportsucht, präzisierte er, sei nicht daran zu messen, in welchem Umfang der Betroffene Sport betreibe, sondern daran, was in anderen essentiellen Lebensbereichen (soziale Kontakte, Beruf etc.) verloren gehe.

Werde Sport exzessiv betrieben (z.B. als Komorbidität anderer Sucht- und Zwangserkrankungen), könne es zu schweren psychischen und physischen Beeinträchtigungen kommen. Meister: „Um dem entgegenwirken zu können, muss es zu einer Enttabuisierung der Sportpsychologie/Sportpsychotherapie und zu einer budgetären Sicherheit kommen, um eine fixe Anlaufstelle für die Bundesfachverbände zu haben.“

Dem nicht genug, fordert Meister ein Lizenzierungssystem für Trainer der einzelnen Fachverbände: „Es sollen nur Trainer mit einer Ausbildung Fördergelder bekommen. Wir als BSPA forcieren in der Ausbildung die Vermittlung von pädagogischen und psychologischen Kompetenzen. Ausgebildete Trainer bieten eine Qualitätssicherung. Sie können Krankmachendes schon früh erkennen und Gegenmaßnahmen einleiten.“

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