Der österreichische Volleyball-Präsident im Interview. Peter Kleinmann sprach mit Florian Stangl über die EuroVolley 2011, die derzeit laufende Weltmeisterschaft in Italien und die Volleyball-Besessenheit von Teamchef Michael Warm.ÖVV: Herr Kleinmann, die Volleyball-WM ist in vollem Gang. Kommt da so richtig Vorfreude auf die EuroVolley 2011 auf?
Kleinmann: Dazu möchte ich nur folgendes sagen. Alle neun europäischen Teams haben den Aufstieg in die Zwischenrunde geschafft. Acht davon (Anm.: Tschechien, Polen, Italien, Deutschland, Russland, Serbien, Frankreich sowie Bulgarien) kommen zur EuroVolley 2011. Spanien ist zwar bei der WM aufgestiegen, hat aber die EuroVolley-Qualifikation verpasst. Es ist also klar: die Volleyball-Weltelite kommt 2011 nach Österreich und Tschechien.
ÖVV: Sie waren selbst schon in Mailand, um sich Anregungen für die EuroVolley 2011 zu holen.
Kleinmann: Ich reise seit Jahrzehnten zu Welt- und Europameisterschaften, um mir Dinge von den Besten abzusehen. Nach Italien zu fahren, ist natürlich dennoch was Besonderes. Dort hat Volleyball einfach einen ganz anderen Stellenwert. Die WM prägt dort auch sehr stark die Medien. Die größte italienische Tageszeitung (Anm.: La Gazzetta dello Sport ) berichtet täglich zwei Seiten über Volleyball.
ÖVV: Nächste Woche organisiert der ÖVV gemeinsam mit dem Tschechischen Volleyballverband in Rom eine Pressekonferenz für die EuroVolley 2011.
Kleinmann: Am Donnerstag fliegen wir nach Italien. Wir präsentieren vor der versammelten Weltpresse (Anm.: 250 akkreditierte Journalisten) die EuroVolley 2011. Ich kann schon jetzt verraten, dass Tormannlegende Michael Konsel mit dabei sein wird. Er wurde zum Tormann des Jahrhunderts von AS Rom gewählt und war in seiner Zeit in Italien einer der besten Spieler überhaupt. Den kennt in Italien jeder. Er wird als weiterer EuroVolley 2011-Botschafter präsentiert werden.
ÖVV: Sie wollen natürlich vor allem auch das Interesse der Italiener für die EuroVolley wecken.
Kleinmann: Natürlich. Wien und Innsbruck sind zwei herrliche Städte in einem wunderschönen Land. Wir zeigen unseren Nachbarn nur zu gerne die Schönheit Österreichs. Der Volleyballsport soll ja auch Botschafter für Österreich sein.
ÖVV: Aus sportlicher Sicht ist die WM natürlich ebenso interessant für Sie.
Kleinmann: Wie gesagt, bin ich stets interessiert, von den Besten zu lernen. Als die USA 2008 Olympiasieger wurden, hab ich mir das Trainingszentrum der US-Amerikaner angesehen. Genauso war ich auch schon in Brasilien, in Italien sowieso. Für mich stellt sich auch immer die Frage: Gibt es neue Trends zu beobachten.
ÖVV: Und gibt es welche?
Kleinmann: Was ich bisher gesehen habe, nein.
ÖVV: Bleiben wir beim Sportlichen. Der erste Dreierblock in der Mitteleuropaliga ist vorbei. Ihr Resümee?
Kleinmann: Den Start kann man als geglückt bezeichnen. Den kroatischen Vizemeister mit 3:0 zu schlagen, sagt schon einiges aus. Auch gegen Bled hatten wir unsere Chancen. Das war ein offenes Spiel. Dass wir im dritten Spiel gegen Innsbruck nicht anschließen konnten, ist keine Überraschung. Erstens haben wir bisher noch nie drei Spiele in Serie mit der gleichen Qualität absolvieren können – genau aus diesem Grund spielen wir ja auch in diesem Modus – , zweitens haben mehrere wichtige Spieler gefehlt bzw. die Seiten gewechselt. Um diese Ausfälle kompensieren zu können, ist unsere Basis noch nicht breit genug.
ÖVV: Teamtrainer Michael Warm arbeitet gemeinsam mit den Vereinen hart daran, genau diese angesprochene Basis zu verbreitern. Was denkt der Trainer Peter Kleinmann über Michael Warm?
Kleinmann: Für mich am wichtigsten: Er ist ein richtiger Volleyball-Besessener, der täglich 24 Stunden für Volleyball lebt. Dazu ist er natürlich ein absoluter Volleyballfachmann und am letzten Stand des modernen Volleyballs. Heutzutage ebenfalls sehr wichtig sind auch seine perfekten Kentnisse im Umgang mit DataVolley (Anm.: Statistikprogramm). Darüber hinaus gefällt mir sein Umgang mit den Spielern außerordentlich gut. Er hat aus einzelnen Spielern ein echtes Team geformt.
ÖVV: Gemessen wird der Coach dennoch meist am Erfolg.
Kleinmann: Im Endeffekt ja. Aber was soll ich sagen: Bisher hat er alle Erwartungen übertroffen. Man stelle sich vor, Österreich besiegt im Fußball eine Woche vor WM-Beginn zwei WM-Teilnehmer. Wir haben Puerto Rico und Tunesien geschlagen, dazu im heurigen Jahr bereits Griechenland, die Türkei oder Israel. Das sind Siege gegen Teams mit EM-Niveau. Da muss man zufrieden sein.
ÖVV: Sportlich stimmt der Weg also?
Kleinmann: Absolut. Und noch eines: In jedem Dreierblock (gegen Tunesien, EuroVolley Challenge bzw. MEL) haben wir bisher ein Spiel gewonnen. Wenn wir das bei der EuroVolley auch schaffen, stehen wir im Playoff.
ÖVV: Neben der sportlichen Vorbereitung sind die strukturellen Vorbereitungen voll angelaufen.
Kleinmann: Ich bin sehr glücklich über den bisherigen Verlauf. Mit dem Nationalteam ist die Promotiontour durch Österreich gestartet. Wir haben 18 Spiele um Volleyball, das Nationalteam Herren und die EuroVolley 2011 zu präsentieren. Bisher wurde die Möglichkeit, mit den Trainern und Spielern hautnah in Verbindung zu treten von den Vereinen gut angenommen. Ich hoffe, es geht so weiter.
ÖVV: Beim Tag des Sports wurden auch neue EuroVolley-Botschafter präsentiert.
Kleinmann: Ich denke, es ist uns gelungen, echte Multiplikatoren für den Volleyballsport zu finden. Für uns als ÖVV ist es eine große Ehre und Anerkennung, dass bisher alle Personen gerne bereit waren zu helfen. Das ist nicht selbstverständlich, unter unseren Botschaftern sind ausschließlich bekannte Persönlichkeiten aus der Politik, der Gesellschaft und dem Sport (Anm.: Norbert Darabos, Claudia Schmied, Barbara Wehsely, Christian Oxonitsch, Peter Wittmann, Hans Peter Trost, Barbara Stöckl, Edi Finger Jun., Adi Niederkorn, Anja Richter, Wolfgang Gotschke, Andreas Goldberger, Michaela Dorfmeister, Hannes Jagerhofer, Florian Gosch, Sandra Pires, Franz Klammer, Richard Orthmann sowie Hans Krankl). Natürlich werden auch noch viele hinzukommen.
ÖVV: Mit der Imagekampagne wurde ebenfalls ein Pilotprojekt gestartet.
Kleinmann: Kein Sportverband hat etwas Ähnliches bisher gemacht. Mit unserer Kampagne Volleyball- Stark unterschätzt. gehen wir einen völlig neuartigen Weg. Wir wollen mit der Kampagne bewusst Klischees über Volleyball transportieren und sie danach eindrucksvoll entkräften. Der Welt-Volleyballverband ist der weltgrößte Sportverband, über 900 Millionen Menschen spielen weltweit Volleyball. Und dennoch sehen viele Menschen Volleyball als Randsportart. Ein typisches Beispiel für Überlegungen.
ÖVV: Welche konkreten Maßnahmen sind geplant?
Kleinmann: Zum einen wird Volleyball- Stark unterschätzt bei allen ÖVV-Veranstaltungen präsent sein. Das heißt beginnend beim Nationalteam, den Bundesligen, bei Nachwuchsmeisterschaften und bei der European League 2011. Über diese Schiene gelangt die Botschaft auch ins Fernsehen – nachdem viele Veranstaltungen übertragen werden. Zweite Ebene sind natürlich die Landesverbände, die Vereine und die einzelnen VolleyballerInnen und ihre jeweiligen Internetauftritte. Darüber hinaus sind auch Kooperationen mit Printmedien und elektronischen Medien geplant. Hinzu kommen auch noch Live-Auftritte so wie beim Tag des Sports, wo wir verstärkt mit Give-Aways und Ähnlichem arbeiten werden.
ÖVV: Wird es auch eine engere Kooperation mit dem Fernsehen geben.
Kleinmann: Wir planen einen Film, passend zur Kampagne, zu drehen. Auch hier geht es um Volleyball Klischees, die im Spot dann mit eindrucksvollen Bildern entkräftet werden sollen. Außerdem ist angedacht, alle Volleyballtechniken in Filmen darzustellen. Da bauen wir die Nationalteamspieler mit ein und versuchen sie so gleichzeitig bekannter zu machen.