Lindabrunn ist jetzt ein Schmuckkasterl

Trainingszentrum um 7 Millionen-Euro umgebaut

Wenn man durch die beschauliche niederösterreichische Gemeinde Enzesfeld-Lindabrunn fährt, ein Eigenheim-Eldorado von gerade einmal 4000 Einwohnern, und vor dem Dorf-Ende links abbiegt, dann rechts hinauf durch den Wald, ja dann ist man gleich da, in der Sportschule Lindabrunn.
Seit 30 Jahren machen hier Fußball-Mannschaften schon Station, wenn große Aufgaben bevorstehen. Die Euro 2008 ist zweifelsohne eine solche, und also ist auch die österreichische Nationalmannschaft da. Zurück zu den Wurzeln, gewissermaßen. Denn früher gab es praktisch nur Lindabrunn. Hier spielten einander schon Hans Krankl und Herbert Prohaska vor der WM 1978 die Wuchteln zu, und natürlich übten sich hier auch Toni Polster und Andi Ogris im Toreschießen. „Ich war immer gerne dort“, sagt Prohaska, der auch als Teamchef seine Schützlinge in Lindabrunn versammelt hat.

Aber natürlich haben sich die Zeiten geändert. Nach einem fünfjährigen Umbau um rund sieben Millionen Euro gleicht die Sportschule einer Vier-Sterne-Anlage. Jedes Zimmer ist mit Satelliten-Fernsehen und Internet ausgestattet, es gibt eine Kegelbahn, Tischtennis- und Wuzzel-Tische für die Freizeitgestaltung, und auch für das sportliche Wohl ist gesorgt. Eine neue Kraftkammer und ein Wellness-Bereich mit Whirlpool, Dampfbad und Sauna spielen alle Stückeln. „Heute sind die Spieler eben anspruchsvoller“, so Prohaska in der Wiener Zeitung.

Denn früher, da hat’s das alles nicht gegeben, die Einrichtung beschränkte sich auf Bett und Kasten. „Wir haben halt gewürfelt oder Karten gespielt. Es war eben spartanisch“, erzählt Ogris, der auch mit der Austria häufig in Lindabrunn einkaserniert war. Wer telefonieren wollte, musste sich beim Münzfernsprecher oft lange anstellen. „Das war wie beim Arzt, da hätte man Nummern ausgeben können“, erzählt Ogris.

Einzelzimmer für Kicker
Und ein bisschen weht der Wind von damals noch immer durch die Gänge der Sportschule, aber eben nur ein bisschen. Der Münzfernsprecher ist verschwunden, die 80er-Jahre lachen nur noch in Form von alten Fotos von den Wänden. Und der eine oder andere Kasten in kleinen Nebenräumen dürfte auch schon die Eröffnung miterlebt haben.

Nun misst sich die Sportschule eben mit Wellness-Tempeln im Burgenland und in der Steiermark, der Retro-Schick ist da kein Argument. Deshalb war der Umbau notwendig. Nun beträgt die Auslastung laut dem Technischen Leiter Heinz Fohringer wieder 70 Prozent.

Im Sommer, als das Team zuletzt in Lindabrunn weilte, sammelte Fohringer die Wünsche der Spieler ein. „Es ist gut, jetzt zu wissen, was sie wollen“, erklärt er. Denn unmittelbar vor der Euro 2008 kommen die Kicker wieder, und da soll alles perfekt sein.

Kaum gesagt, kommt schon Franz Schiemer vorbei und fragt nach einem Internet-Kabel. Der Austrianer logiert wie seine Kollegen in einem Einzelzimmer, auch das hat es früher nicht gegeben. Man schlief zu zweit oder gar zu dritt im Zimmer. „Ich hätte auch gar kein Einzelzimmer wollen, da wäre mir sofort fad gewesen“, sagt Ogris.

Die Abgeschiedenheit des Ortes war ein schlagendes Argument für den Bau der Sportschule in Lindabrunn. „Um neun Uhr haben’s die Häuser in Keller gestellt und die Straßen eingerollt“, erzählt Ogris. Das hat sich bis heute kaum geändert.

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