In der Nacht von Sonntag auf Montag ist es wieder soweit – in Santa Clara, Kalifornien, findet der Super Bowl 50 statt. In diesem Jahr duellieren einander die Denver Broncos und Carolina Panthers um den NFL-Titel. Im Vordergrund stehen dabei die beiden Quarterbacks Peyton „Sheriff“ Manning (Denver Broncos) und Cam „Superman“ Newton (Carolina Panthers). Für Manning wäre es möglicherweise der perfekte Abschluss einer langen Karriere, während Newton seine bislang beste Saison krönen könnte.
Wenn im Levi´s Stadium die Denver Broncos und Carolina Panthers aufeinandertreffen, kommt es auf der Position des Quarterbacks zu einem Duell der Generationen. Für die Broncos läuft die lebende Legende Peyton Manning (39) auf, die Offensive der Panthers wird vom erst 26-jährigen Cam Newton dirigiert. Insgesamt trennen die beiden 13 Jahre und 48 Tage. Als Manning am 6. September 1998 sein Debüt in der NFL absolvierte, stand die Karriere von Newton noch in den Sternen. Und während der „Sheriff“ in seiner ersten Saison mit 26 Touchdown-Pässen und 3739 Passing Yards zwei Rookie-Rekorde aufstellte, glänzte Newton in seiner Premieren-Saison 2007 an der University of Florida hauptsächlich als Bankdrücker und wurde nach dem Diebstahl eines Notebooks sogar suspendiert. Erst nach dem Wechsel an die Auburn University zeigte Newton die nötige Professionalität, um im harten Business des American Football bestehen zu können. Das Ergebnis ist der erstmalige Einzug in das NFL-Finale.
Und so stehen sich am 7. Februar, 18 Jahre nach Mannings erstem NFL-Spiel, die beiden im Super Bowl 50 gegenüber. Der „Sheriff“ hat in der Zwischenzeit weitere Rekorde gesammelt, ist NFL-Rekordhalter in Touchdown-Pässen und Passing Yards, ist in das NFL 2000´s Decade-Team gewählt worden und hat sich bereits 2007 den Titel geholt. Er ist damit eines der Aushängeschilder der NFL in den letzten Jahren und die Aufnahme in die Hall of Fame hängt nur noch davon ab, wann Manning seine Karriere beendet und endgültig zu einer Legende im Football wird.
Legende mit Ablaufdatum?
Allerdings haben auf dem Platz auch Legenden ein Ablaufdatum. Und das scheint Peyton Manning in dieser Saison erreicht, vielleicht sogar schon überschritten zu haben. In der Regular Season verpasste der 39-Jährige bereits sieben Spiele wegen einer Fußverletzung. Trotzdem kam der Mann aus New Orleans auf 17 Interceptions bei nur neun eigenen Touchdown-Pässen. Letzte Saison waren es noch 39 Touchdown-Pässe und 15 Interceptions bei der vollen Anzahl der Spiele. Dabei perfektionierte gerade Manning das Quarterback-Spiel der alten Schule wie kein zweiter. Hinter einen starken Offensiv Line sezierte er mit seiner Wurfgenauigkeit die gegnerischen Abwehrreihen. Heuer muss er sich dafür eher auf das Laufspiel verlassen, was Manning allerdings mit Humor nimmt. „Wenn ich mit links werfen könnte, wäre es deutlich einfacher. Aber der Arm hat einfach einige Yards oder Meilen auf dem Tacho.“ Aber genau diese paar Meilen zu viel könnten im vielleicht letzten Spiel seiner Karriere ausschlaggebend sein.
Cam Newton – die neue Art des Quarterbacks
Aber nicht nur alterstechnisch liegt viel Raum zwischen den beiden. Schon von ihrem ganzen Auftreten her könnten sie unterschiedlicher kaum sein. Außerhalb des Platzes steht Cam Newton für Spaß und gute Laune. Während Manning eher den Typ perfekten Schwiegersohn vertritt, wirkt Carolinas Quarterback oft laut und arrogant – aber nur auf den ersten Blick. Bei allem Selbstbewusstsein nimmt er sich vor allem für die jüngsten Fans Zeit und ist sich für keinen Spaß zu schade. Alles wird mit einem Lächeln und Augenzwinkern absolviert, als wolle er sagen: ‚Schaut her. Ich habe einfach Spaß an dem, was ich tue.‘ Und diese Lockerheit bringt er auch erfolgreich auf den Platz. Denn während sich Manning hinter seiner Offensive Line hält und von dort versucht, das Spiel zu lenken, vertritt sein Gegenüber Cam Newton eine neue Art des Quarterback-Spiels.
Wird der Druck der gegnerischen Defense zu groß oder findet er keinen freien Passempfänger, macht sich „Superman“ Newton einfach selbst auf den Weg und trägt den Ball nach vorne. Dabei hat der 26-Jährige allein in dieser Saison bereits 636 Yards zurückgelegt und damit nur 31 Yards weniger als Manning in seiner gesamten Karriere. Mit dieser Laufstärke, die ihn fast zu einem zusätzlichen Running Back macht, und seine Wurfeffizienz, die mit der vom „Sheriff“ in dieser Saison mehr als mithalten kann, verkörpert er die neue Generation von Quarterback, die die klassischen Playmaker ala Manning ablösen wird. Manning hat das schon erkannt und sieht im „Superman“ seinen legitimen Nachfolger. Newton kommentiert das auf seine gewohnt lockere Art. „Wenn der „Sheriff“ das sagt, wird das schon stimmen.“
Allerdings weiß auch er, dass bei aller Lockerheit und guter Laune ein Finale erst gespielt werden muss. Und Manning hat schon oft genug in seiner Karriere bewiesen, dass er immer wieder zu Höchstleistungen fähig ist – vor allem, wenn es vielleicht das letzte Rodeo für den „Sheriff“ im NFL-Zirkus sein könnte.
MANUEL HABERMEIER