Hirscher, Tomba und Rekorde

EINWURF von Wolfgang Wiederstein

In Südtirol war  am Wochenende für die Trainer und den mächtigen Präsidenten Peter Schröcksnadel vorzeitig Weihnachten. Die Erleichterung ist groß: das ÖSV-Herren-Team ist doch kein Ein-Mann-Team. Und die Krise in den schnellen Disziplinen darf endlich für beendet erklärt werden.

Ausgerechnet der gute Kumpel von Marcel Hirscher, der 27-jährige Max Franz, hat die österreichische Durststrecke in der Königsdisziplin des alpinen Skirennsports, in der Abfahrt, beendet. Franz raste im Klassiker von Gröden zum Sieg, sorgte für den ersten Abfahrtstriumph in Rotweißrot nach 651 erfolglosen Tagen. Gröden hat so seine Eigenheiten, erlaubt also keine Rückschlüsse für andere Strecken, aber der Erfolg tut der Mannschaft gut, weil er letzte Zweifel ausräumt. Max Franz ist ein Kraftpaket, ein Draufgänger und Hasardeur, diese kompromisslose Einstellung hat er bereits mit etlichen Stürzen und Verletzungen bezahlt. In Gröden wurde er erstmals für diese Risikobereitschaft belohnt.

Anderntags kurvte Marcel Hirscher wieder einmal in Alta Badia zum Sieg und egalisierte einen Rekord. So oft wie er – viermal (in Serie) – hat nur noch einer auf der Gran Risa triumphiert:  der große Alberto Tomba.

Österreichs Sportler des Jahres hat am Sonntag mit seinem Triumph die Übermacht der Franzosen im Riesentorlauf durchbrochen. Er bleibt bescheiden, wird sich manchmal aber selber ein wenig unheimlich. Sein Siegeshunger ist noch immer nicht gestillt. Das ist fast schon ein Garant für weitere Erfolge.

Wolfgang Wiederstein (derzeit in Bildungskarenz)
leitet das Sport-Ressort der Tageszeitung „Die Presse“.

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