Serbien als echte Reifeprüfung

EINWURF von Wolfgang Wiederstein

In der WM-Qualifikation geht es nun Schlag auf Schlag, bereits am Sonntag (20:45 Uhr) wartet die nächste Aufgabe: Österreichs Team muss in Belgrad gegen Serbien bestehen. Die Belastung ist groß, weil Rotweißrot noch die Strapazen vom Wales-Match in den Knochen stecken. Einige Spieler sind angeschlagen, andere vielleicht nicht fit genug, um gegen Serbien 90 Minuten lang Vollgas geben zu können.

ÖFB-Teamchef Marcel Koller läuft ein wenig die Zeit davon, schließlich wird er die eine oder andere Umstellung vornehmen müssen. Koller ist allerdings kein großer Fan von Veränderungen, diesmal aber dazu gezwungen. Zeit, um Erdachtes zu trainieren, gibt es nun keine mehr, das macht die Aufgabe Serbien noch schwieriger, als sie ohnedies schon ist. Auf die Österreicher wartet nicht nur ein Hexenkessel, sondern auch ein Gegner, der hungrig und technisch versiert ist, sicher in die Kategorie unangenehm fällt.

Nach dem 2:2 gegen Wales war Marcel Koller überraschend voll des Lobes. Serbien aber wird eine noch viel schwierigere Aufgabe. Österreichs Teamchef hat von einem Reifeprozess gesprochen. Wie erwachsen die Mannschaft geworden ist, das wird man nun in Belgrad sehen.

Das Nationalteam wird Klasse zeigen müssen, das verlangt Spiel-Intelligenz und die Bereitschaft, bis an die Grenzen zu gehen.

Das Nationalteam wird Klasse zeigen müssen, das verlangt Spiel-Intelligenz und die Bereitschaft, bis an die Grenzen zu gehen. Koller wird sicher darüber nachdenken, was er mit seiner Angriffsformation macht.  Marc Janko war gegen Wales weitgehend wirkungslos, er ist extrem von seinen Mitspielern abhängig, er braucht Spielpraxis, aber Belgrad ist keine Spielwiese.  Viel Last wird erneut auf den Schultern von Marco Arnautovic, Held gegen Wales, ruhen. Koller ist der Meinung, dass Arnautovic Führungsqualitäten hat, ein wenig Entlastung würde einem David Alaba auch sicher gut tun.

Will Österreich gegen Serbien Erfolg haben, muss die Mannschaft die gegen Wales gezeigten Schwächen ablegen. Bei hohen Bällen und Standardsituationen war man alles andere als sattelfest. Serbien wird die echte Reifeprüfung, dass sie Österreich besteht, dafür stehen die Vorzeichen eher nicht so gut. Diese WM-Qualifikation, soviel steht jetzt schon fest, wird noch schwieriger als das Qualifikationsturnier für Frankreich.

Wolfgang Wiederstein (derzeit in Bildungskarenz)
leitet das Sport-Ressort der Tageszeitung „Die Presse“.

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