Die Übermacht aus München

Deutsche Bundesliga

Nach vier Spieltagen ist die Hoffnung vieler Fans auf einen spannenden Meisterkampf in Deutschland bereits nahezu zerstört: Der FC Bayern spaziert mühelos wie eh und je durch die Bundesliga, die Konkurrenz tut sich zum Saisonstart dagegen reihenweise schwer. In der englischen Woche kommt nun der FC Augsburg wie gelegen, um die Feierlichkeiten zum Beginn des Oktoberfests auch sportlich fortzuführen.

Was am Samstagabend als großer Zweikampf des amtierenden Meisters gegen den Vorjahreszweiten angekündigt wurde, endete als bloße Zurschaustellung der einseitig verteilten Kräfteverhältnisse in der Bundesliga: 2:0 siegten die klar überlegenen Bayern beim bislang noch punktlosen Tabellenletzten FC Schalke 04, von ernsthafter Gegenwehr war bei den Königsblauen nichts zu sehen. Für die Bundesliga ist das ein verheerendes Zeichen. Nach nur vier Spieltagen haben die Münchener ihre meisterlichen Ansprüche dermaßen eindrücklich untermauert, dass kaum jemand an der siebten Meisterschaft in Folge zweifelt. Vor den englischen Wochen ist es um die bayerische Selbstherrlichkeit also hervorragend bestellt – zumal am Wochenende die 185. Ausgabe des Oktoberfests begann.

Kovac braucht keine Eingewöhnungszeit

Entscheidenden Anteil am perfekten Saisonstart mit sechs Siegen aus sechs Pflichtspielen hat Niko Kovac. Der Trainer fügte sich fast geräuschlos in den Verein ein und arbeitet seitdem konzentriert mit der Mannschaft. Sein größter Verdienst ist möglicherweise, die negative Energie vieler Nationalspieler nach der schwachen WM in positiven Ehrgeiz umgewandelt zu haben. So glänzen mit James Rodriguez, Thiago oder Thomas Müller besonders die Spieler, die im Sommer noch in der Kritik standen. Auch die schmerzlichen Ausfälle von Kingsley Coman und Corentin Tolisso fangen die Bayern bislang gut ab. Ob der Kader für die gesamte Länge der Saison breit genug besetzt ist, lässt sich wohl erst zur Rückrunde absehen. Vor der Saison hatten sich die Münchener kaum verstärkt und lediglich 10 Mio. Euro für neue Spieler ausgegeben.

Mit der Rotation hat Niko Kovac ohnehin schon längst begonnen. Beim wichtigen Spiel auf Schalke saßen mit Jérôme Boateng, Arjen Robben und Javi Martinez gleich drei gestandene Akteure über 90 Minuten auf der Bank, gegen den FC Augsburg könnte Kovac noch mehr Stars eine Auszeit gönnen. Denn gleich am Freitag steht den Bayern das nächste Spitzenspiel ins Haus. Dann nämlich empfängt der Rekordmeister die derzeit zweitplatzierte Hertha aus Berlin – an wirkliche Spannung glaubt dabei allerdings wohl keiner. Dafür zerlegten die Bayern ihre nominell starken Gegner bisher viel zu dominant.

Kovac kann Oktoberfest-Bilanz aufpolieren

Der Sieg gegen Schalke läutete für die Bayern übrigens nicht nur einen Pflichtspielmarathon mit englischer Woche und Champions League ein. Die Zeit während des Oktoberfests bietet traditionell schon immer Stoff für Rekorde, Skandale und andere mal mehr, mal weniger sportliche Geschichten rund um den Rekordmeister. Unvergessen dürfte die Wiesn-Zeit 2017 bleiben. Nach der 0:3-Klatsche in der Champions League gegen Paris Saint-Germain gab es nicht nur eine der berüchtigten Bankettreden von Karl-Heinz Rummenigge, sondern auch die Entlassung des damaligen Trainers Carlo Ancelotti.

Deutlich lieber erinnert man sich in München wohl an den erfolgreichsten Wiesn-Trainer der jüngeren Vergangenheit. Pep Guardiola, der die Bayern von 2013 bis 2016 coachte, verlor während des Oktoberfests kein einziges Spiel. 2014 und 2015 gewann der FCB unter seiner Regie sogar alle Partien. Sollte das auch 2018 mit Kovac gelingen, ist die Meisterschaft wohl schon im Oktober fast beschlossene Sache.

FC Augsburg hat ein Torwart-Problem

 Den FC Augsburg plagen derweil gänzlich andere Probleme. Nach einem guten Saisonstart verlor der FCA seine letzten beiden Partien äußerst unglücklich, Torhüter Fabian Giefer patzte jeweils entscheidend. Fraglich ist deshalb, ob Trainer Manuel Baum weiterhin auf die Dienste des 28-Jährigen vertraut. Die vorhanden Alternativen sind jedoch beschaulich: Die etatmäßige Nummer Zwei, Andreas Luthe, ist angeschlagen, für den erst 19-Jährigen Benjamin Leineis könnte das Duell mit den Bayern eine Nummer zu groß sein. Somit bleibt Giefer voraussichtlich eine letzte Möglichkeit, sich im Tor zu beweisen. An fehlender Beschäftigung wird es ihm in München wohl nicht mangeln.

(IMP)

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